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8/2570. An Philipp Christoph Kayser

Man hat mir endlich m. l. Kayser Ihren ersten Brief von Hause hierhergeschickt und ich habe über deßen Innhalt nur noch dieß zu sagen.

Das Duett: Es stellet sich die Freude pp. hatte ich mir blos als einen kurzen Gesang gedacht, der die Melodie des Schlußes des ersten Ackts: Ich lade Dich zur Freude pp. wiederbringen sollte. Es thut einen gar artigen Effeckt wenn eine Anfangs Melodie beym Schluße wiederkommt und gleichsam die Erfüllung einer Prophezeihung hereinführt. Es sey Ihnen übrigens ganz überlaßen wie Sie es behandlen wollen und wie es sich zum übrigen schickt werden Sie am besten beurtheilen können.

Ich freue mich auf alles was Sie an den ersten Ackten gethan haben, und recht herzlich auf den Tag da Sie mir die Operette am Klaviere vortragen werden. 175 Denn es müßte mich eine große Noth und Gewalt ergreifen, wenn ich ohne Sie zu sehen wieder nach Deutschland zurück gehen sollte.

Arbeiten Sie fleißig fort! wenn es mit Ihrer Arbeit zu Ende geht, wollen wir an eine Ankündigung dencken.

Das Theater erbaut mich wenig in Rom, ich besuche es fast gar nicht. Die große Oper ist ein Ungeheuer ohne Lebenskraft und Saft. Die Ballette sind noch das unterhaltendste, die Opera Buffa hat auch die erwünschte Runde und Vollkommenheit nicht, es ist alles Stück und Flickwerck. Ein neues Trauerspiel haben sie gut aufgeführt, und einige Commoedien habe ich mit Vergnügen gesehen. Ich kann nicht sagen, daß ich in dieser Kunst hier viel gelernt hätte. Nun liegt die Geschichte des Italiänischen Opern Theaters von Arteaga auf meinem Tische, ich weiß nicht ob viel daraus zu profitiren seyn wird. Inzwischen nimmt man sich doch immer hier und da etwas weg, die Künste sind so verwandt, daß man in einer seine Kenntniße kaum erweitern kann, ohne auch in den andern in gewißem Maaße fortzurücken.

Wenn Sie auf Ostern meine vier ersten Bände in die Hand nehmen werden Sie Iphigenien umgeschrieben finden (warum ich nicht umgearbeitet sage werden Sie am Stücke sehn). [ Gräf Nr. 865b: Die vier letzten Bände werden mir noch manche Sorge machen, doch ich arbeite sie gerne aus, und jetzt mit freyerem Gemüth. 176 Ich hoffe man soll künftig meinen Sachen das Ultramontane ansehen. ]

An einer zweyten Oper für Sie soll's auch nicht fehlen. Leben Sie wohl und fleißig. Nach dem Carneval geh ich auf Neapel. Adieu.

Rom, d. 6. Febr. 87.

G.

Diese Woche hat Anfoßi mit einem Intermezz in Valle viel Beyfall erworben. Es ist eine glücklich leichte Composition.