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51/5519 AN JOHANN FRIEDRICH COTTA [Weimar, 31. 3. 1808]

Da ich voraussehe, daß ich Anfang May nach Carlsbad zu gehen habe, so will ich es doch in Zeiten melden, um von Ihnen zu erfahren, wann Sie hier eintreffen, weil ich fürchte Sie kaum erwarten zu können.

Die Gedanken über das Verhältniß der Schriftsteller zu den Verlegern habe ich mit Vergnügen gelesen und davon eine Abschrift genommen. Es kann nichts erwünschter seyn, als daß diese Dinge zur Sprache kommen, und zwar durch einen Mann, der eben so viel Einsicht als liberale Gesinnungen hat.

Durch das Reiterlied haben Sie eine gute Probe abgelegt, was der Steindruck vermag. Besonders wird er bey Nachahmung schraffirter Zeichnungen sehr große Dienste thun, wie die von München ausgehenden Albrecht Dürers einen schönen Beweis geben.

[ QuZ Nr. I-1020: Den Faust, wenn Sie ihn auch einzeln drucken, möchte ich nicht mit Kupfern begleitet sehen, wenn sie auch noch so gut wären. Sie beschränken die Einbildungskraft des Lesers, die ich ganz frey erhalten möchte.

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Die Ober- und Untergottheiten, die jetzt von allen Seiten hervortreten, scheinen freylich uns andre Sterbliche nöthig zu haben, und ich läugne nicht, daß ihre fast unbedingten Anerbiethungen einigermaßen reizend seyn könnten. Doch habe ich alle Ursache mich zusammenzuhalten ja zusammen zu ziehen, wenn ich das einigermaßen leisten will, was mir vorsteht und vorschwebt. Den Wienern habe ich das, in Betracht älterer Verhältnisse, ihnen zugesicherte kleine Stück noch nicht einmal ganz schicken können.

Daß die Redacteurs Ihres Morgenblatts die doch sonst verständige Männer zu seyn scheinen, auch es in manchen Puncten ganz läßlich nehmen, in andern wie z. E. gegen das Sonett eine so comische Aversion beweisen, ist mir unbegreiflich. Als wenn dem Genie und dem Talent nicht jede Form zu beleben freystünde. Ich habe ein halbduzzend Sonette von verschiedenen Freunden, die mir sehr wohl gefallen, in andre Blätter gegeben, da ich sehe, daß auch in diesem Jahre jene wunderliche ausschließende Aversion bey Ihnen fortdauert.

Werner ist nun von uns abgegangen. Eben von ihm rühren einige Sonette her, die man wohl unter das beste wird zählen müssen, was in deutscher Sprache gedichtet worden. Mit seinen Verlagsverhältnissen scheint er in Berlin verwickelt zu seyn.

Da ich vermuthe, daß Sie die beyden letzten Sendungen meiner Werke zugleich auszugeben gedenken und sie mich wohl schwerlich hier treffen werden, so ersuche ich das Paket an Herrn Bibliothekar Vulpius adressiren zu lassen, mit welchem ich deshalb weitere Verabredung getroffen habe

Und nun will ich noch zum Schluß für die äusserung dancken die Sie bey Anlaß des guten Abgangs meiner Wercke thun. Ich erkenne darinn Ihre Gesinnungen, auf die ich von jeher das größte Zutraun setzte. ]

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Ich habe einmal 300 dann wieder 500 auf Leipzig gezogen. Möchten Sie mir im nächsten Brief meine Rechnung schicken. Die früheren 500 ließen wir auf das Farbenwesen stehen.

Mein Sohn geht nach Heidelberg können Sie es ohne Unbequemlichkeit einrichten daß er dort vierteljährig 100 rt sächs. das erstemal zu Johannis erhält; so geschieht mir ein besondrer Gefalle. Das beste wünschend

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